Ich war so geil, wie schon lange nicht mehr. Meine Fingerkuppen fuhren die Konturen meiner durch die Schwangerschaft aufgeblühten Brüste ab. Ich war schon immer stolz auf meinen Busen gewesen, aber seit ich das Kind von Klaus in mir trug, waren sie noch voller und straffer geworden. Meine Nippel standen immer noch erwartungsvoll in die Höhe.
Ich nahm sie zwischen Daumen und Zeigefinger und zwirbelte sie leicht. Ein Schauer der Erregung rieselte meinen Rücken entlang. Unwillkürlich spreizte ich die Beine. Jede Nervenfaser in mir schrie nach Begegnung, nach Eroberung, nach Liebkosung.
Das Leben war gemein zu mir. Immer, wenn mich die Sehnsucht überkam, war gerade niemand da, der sie stillen konnte.
Meine Finger glitten sanft über meine aufgeblühten Schamlippen. Angewidert zog ich sie zurück. Das war nicht das, was ich wollte.
Das hatte ich schon verschämtals Pubertierende unter der Bettdecke gemacht, immer in der Angst, dass plötzlich Mama oder Papa im Zimmer auftauchen und mich auf frischer Tat ertappen würden. Damals hatte es gepasst, damals hatte es mir den Weg zu meinem eigenen Körper geebnet, bereitet. Aber nicht jetzt. Ich wollte mich heute Nacht nicht selber in den Himmel der Erfüllung heben, ich wollte umworben werde, ich wollte andere Hände auf meiner Haut spüren als meine eigenen.
Fieberhaft ging ich alle Möglichkeiten durch.
Ich konnte Klaus anrufen, mitten in der Nacht aus dem warmen Bett holen, ihm meine Notlage schildern. Er würde mir zuhören, Telefonsex mit mir machen und dann müde wieder zurück ins Bett krabbeln. Ich wollte ihn aber hier, in meinem Bett, jetzt im Augenblick,Er würde sich nie ins Auto setzen, dazu war er zu wenig verrückt. Angenommen, er würde es meinen Erwartungen zum Trotz doch überwinden, würde es Stunden dauern, bis er bei mir im Bett wäre.
Die Sehnsucht und die Geilheit wären längst verflogen und nur der biedere Alltag und die Enttäuschung über die vertane Chance würde vor der Türe stehen.
Das konnte doch noch nicht alles gewesen sein. Ich würde mich anziehen, mich leise auf und davon machen und zum Strand gehen. Vielleicht traf ich dort einen Fischer, der sein Boot darauf vorbereitete, in die Dämmerung hinauszufahren oder einen Urlaubsgast, der genauso wie ich nicht schlafen konnte. Ich verwarf den Gedanken.
Die Wahrscheinlichkeit dafür war weitaus niederer wie für einen Lottogewinn. Ich könnte versuchen, durch die Straßen zu spazieren, irgendwelche Zeitungsausträger müssten doch auf dem Weg sein. Vielleicht würde einem von ihnen meine Erregung auffallen, er würde zu mir kommen, mich sanft in den Arm schließen, mich behutsam in eine dunkle Toreinfahrt geleiten und dort über mich und in mich kommen.
Tränen der Wut stiegen mir in die Augen. Nichts als Kinderträumen, Wunschphantasien, Nichts davon würde ich umsetzen, nichts davon würde Wirklichkeit werden.
Ich würde einfach weiter im Bett liegen bleiben, heiß und sehnsuchtsvoll und unbefriedigt. Irgendwann würde die Erschöpfung und Frustration mich in den Schlaf gleiten lassen und morgen wäre alles schon Geschichte, abgelegte Zeit. Doch heute war etwas anders, ganz anders. So schnell gab ich nicht auf.
Wer würde den für mich und meine Bedürfnisse sorgen, wenn nicht ich. Jede Faser in mir schrie nach Berührung, nach Begegnung, nach Erfüllung. Plötzlich schoss ein Gedanke in mein Bewusstsein, heiß, brennend, alles verbrühend.
Ich erschrak über mich selber. Weit war es mit mir gekommen.
Ich war schon so weit in der Sinnlichkeit gefangen, dass mir mein eigener Sohn als Möglichkeit der Befriedigung einfiel. Am liebsten hätte ich mir vor Abscheu und Ekel mit der offenen Hand selber ins Gesicht geschlagen – doch dieMöglichkeit brannte weiter in mir und breitete sich wie ein Buschfeuer rasend schnell aus. Ich wehrte mich, ich kämpfte in mir, vergebens. Ich wälzte mich im Bett und versuchte, meine Phantasien zu erdrücken – es brachte mir nichts.
Es war, als hätte ein fremder Geist Besitz von mir und meinem Körper ergriffen.
Jetzt wusste ich aus eigener Erfahrung was es heißt, “besessen“ zu sein. Ich war so geil und so sinnlich, dass ich mit meinem eigenen Sohn schlafen wollte, nur um befriedigt, erleichtert, erlöst zu sein. Ein Teil meiner Psyche wehrte sich verzweifelt, doch die Sache war schon längstens entschieden. Wie in Trance erhob ich mich und zog mir mein dünnes, fast durchsichtiges Nachthemd aus.
Wenn es schon passieren würde, wollte ich meinem Sohn nackt unter die Augen getreten, so wie mich die Natur und das Schicksal geschaffen hatte. Meine Haut brannte und die Erregung jagte Stöße von Energie durch meinen bebenden Körper.
In der Reisetasche, die neben dem Bett am Boden stand, bewahrte ich allerlei Krimskrams auf. Ich bückte mich. Der Gedanke, dass mein Sohn mich bald so sehen würde, raubte mir fast den Verstand.
Die Haut spannte sich um meine prallen Pobacken und die Schamlippen drängten sich sehnsuchtsvoll durch den kurzgeschnittenen Rasen meiner Schamhaare. Endlich hatte ich gefunden, wonach ich suchte. Ein dünnes Seidentuch, dass mir mein Mann aus einer Reise nach Istanbul mitgebracht hatte. Ich richtete mich auf.
Laut wie eine Alarmsirene schrie ein Stimme in mir “Stop!“. Ich drückte die Klinke der Schlafzimmertüre leise auf und betrat wie die soeben aus den Fluten des Meeres entstiegene Göttin der Lust das Zimmer, in dem mein Sohn auf der Couch schlief.
Ich war bereit.